Systemakzeptanz: Bürger und Staat in der Bundesrepublik Deutschland
In: Politische Kultur und deutsche Frage: Materialien zum Staats- und Nationalbewußtsein in der Bundesrepublik Deutschland, S. 249-272
Abstract
Vor dem Hintergrund der Erfahrung, daß in den letzten Jahren das demokratische System der Bundesrepublik Deutschland zunehmend von den Trägern neuer Wertorientierungen in Frage gestellt wurde, ist die Frage aufgeworfen worden, ob in hochindustrialisierten Demokratien die Akzeptanz demokratischer Ordnung in Frage gestellt wird. Neben der traditionellen Frage des Wertwandels ist eine neue Legitimationsfrage entstanden. Es wird gezeigt, wie sich die Akzeptanz der politischen Ordnung in der Bundesrepublik in den letzten Jahren entwickelt hat. Dazu wird nicht nur zwischen spezifischer und diffuser Unterstützung unterschieden, sondern auch zwischen verschiedenen Unterstützungsobjekten. Im Zusammenhang mit der Wertwandeldiskussion wird verdeutlicht, wie die Träger neuer Wertorientierungen in den letzten Jahren im politischen System vermittelt sind. Es wird ein politökonomischer Erklärungsansatz diskutiert, der die geringere Sytemakzeptanz auf die materielle und ideelle Deprivation der vornehmlich jungen und hochgebildeten Wählergruppe im letzten Jahrzehnt zurückführt. Der stärker gewordene Zusammenhang zwischen neuer Wertorientierung und politischer Unzufriedenheit läßt den Schluß zu, daß der eigentliche Wandel hin zu den neuen Werten darin liegt, daß sie eine Erhöhung ihres oppositionellen Gehaltes erfahren haben. Der politische Wertwandel und der Wandel des oppositionellen Bezuges werden als Problem der Aggregation politischer Interessen gesehen. Entsprechend wird erwartet, daß sich der systemoppositionelle Charakter des gesellschaftlichen Wertwandels abschwächen wird, sobald die politischen Institutionen derart geändert werden, daß sie die bruchlose Aggregation individualisierter Interessenlagen ermöglichen. (ICA)
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