Der Bericht der Hartz-Kommission und die 'Unternehmerin ihrer selbst': Geschlechterverhältnisse, Gouvernementalität und Neoliberalismus
In: Gouvernementalität: ein sozialwissenschaftliches Konzept in Anschluss an Foucault, S. 111-135
Abstract
"Um die Herstellung von Selbstverhältnissen und Geschlechterverhältnissen unter dem Vorzeichen der neoliberalen Gouvernementalität geht es auch in dem Beitrag von Katharina Pühl. Sie zeigt am Beispiel von aktivierenden Arbeitsmarktpolitiken und ihren auf der produktiven Initiative der Arbeitnehmerinnen aufbauenden Maßnahmen, für Frauen insbesondere aus der Mehrheitsgesellschaft, wie sich die Geschlechterverhältnisse im Kontext der neoliberalisierten Arbeitswelt transformieren. Entgegen der Annahme einer zunehmenden Flexibilisierung im Geschlechterarrangement weist Pühl auf die weiterhin stattfindende Sedimentierung der traditionellen geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung hin. Auch die aktivierenden Maßnahmen auf dem Arbeitsmarkt, die eine Figur wie die der Unternehmerin ihrer selbst als imaginäre Subjektposition produzieren, deuten auf ein Geschlechterverhältnis hin, das weniger durch das Aufweichen der Geschlechterzuschreibungen geprägt sei als durch eine neue Subjektivierungsweise, die auf der Grundlage struktureller sozialer Bedingungen des gegenwärtigen Geschlechterverhältnisses entstehe. Ein geschlechtsneutrales Verständnis von Gouvernementalität könne, so Pühl, nicht die subjektivierenden Effekte einer Anrufung von Frauen als 'Unternehmerinnen ihrer selbst' fassen. Am Beispiel des Berichtes der Hartz-Kommission macht sie die Dynamiken widersprüchlicher Geschlechterpolitiken gegenwärtiger gesellschaftlicher Veränderungen deutlich, um darauf aufbauend eine feministische Kritik an neoliberalen Regierungstechniken zu formulieren." (Autorenreferat)
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