Staat, Gesellschaft und Geschlechterpolitik im Iran des 20. Jahrhunderts
In: Geschlechterarrangements in globaler und historischer Perspektive, S. 181-199
Abstract
Im Mittelpunkt des Aufsatzes stehen die Wechselwirkungsprozesse von Modernisierung und Retraditionalisierung in der staatlichen Geschlechterpolitik im Iran des 20. Jahrhunderts. Während die Geschlechterpolitik der Modernisierer die Situation der Frauen im ländlichen Iran unverändert ließ, wurde die dekretierte Entschleierung bzw. Verschleierung der Frauen in den städtischen Mittelschichten zum Ziel breiter staatlicher Säkularisierungs- und Islamisierungs-Kampagnen. Die Säkularisierung unter den Schah-Regimes ging nach Einschätzung der Autorin jedoch nur mit einem oberflächlichen Staatsfeminismus einher, welcher zwar die Segregation der Geschlechter beseitigen, aber letztlich nicht die patriarchalische Unterordnung der Frauen aufheben konnte, wie sie u.a. am Beispiel des Strafrechts, des Familienrechts, des Frauenstudiums und der Berufstätigkeit städtischer Frauen im formellen Sektor zeigt. Die weiße Revolution der Islamisten verband demgegenüber Antimodernismus in der Frauenfrage mit antiwestlichem Kulturkampf. (ICI2)
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