Soziale Ausgrenzung und lokale Fürsorge in europäischen Städten
In: Die europäische Stadt, S. 321-331
Abstract
Eine zentrale Fragestellung der Soziologie ist, wie die immer dichter besiedelten Städte des Industriezeitalters Formen der Integration bzw. der Diskriminierung und Ausgrenzung hervorbringen. Mit der zentralen Rolle der städtischen Lebensweise entstand auch unausweichlich eine Debatte über die Risiken sozialer Ausgrenzung. Hiernach sind viele Individuen, die aus dem traditionellen Community-Modell sozialen Schutzes "freigesetzt" werden, nicht in der Lage, sich in das soziale Leben der Industriestädte, in die Fabrikarbeit und in die anonymen Massenbeziehungen zu integrieren. Die Mechanismen, die - zumindest während der Nachkriegsjahre - Gesellschaftsformen hervorbrachten, die auf sozialer Integration beruhten, werden fortlaufend schwächer. Diese Gesellschaftsformen waren zwar mit Ungleichheiten, Spaltungen und Ungerechtigkeiten durchsetzt, aber dennoch effizient genug, um fast allen Personen die soziale Teilhabe zu ermöglichen und die Auffassungen zu legitimieren, dass eine schlechte Position, Ungerechtigkeit, Armut und Diskriminierung vorübergehende Phänomene seien - Kosten individuellen Strebens nach sozialer Emanzipation. Diese "gesicherte Identität" des Individuums wird heute an vielen Fronten durch wachsende Instabilität, Risiken und Unsicherheit ersetzt. Der Beitrag zeigt insgesamt, dass diese Wandlungsprozesse ihre Epizentren in den Städten haben, wo der Arbeitsmarkt turbulenter und innovativer ist und wo sich neue demographische Muster eher und radikaler etabliert haben. (ICA2)
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