Book chapter(print)2007

Vom Ausbau in die Krise: der deutsche Sozialstaat in den 1960er und 1970er Jahre

In: Die Krise des Sozialstaats, p. 63-88

Abstract

Der Verfasser argumentiert, dass die Regierung Schmidt/Genscher die Krise der sozialen Sicherungssysteme an der falschen Stelle zu beheben versuchte, indem sie weniger die aus dem Ruder laufenden Ausgaben zu bekämpfen als die Einnahmesituation zu verbessern versuchte. Denn die ökonomischen Turbulenzen der 1970er Jahre waren auch dem Ende des expansiven spätindustriellen Wachstumsmodells geschuldet und eine Begleiterscheinung des Wandels von einer durch industrielle Produktion dominierten in eine stärker durch immaterielle Produktion und Dienstleistungsberufe geprägte Wirtschaft. Diese verlor dabei einen Teil ihrer aus der Rationalisierungsfähigkeit der industriellen Produktion resultierende Dynamik, da der Großteil der Dienstleistungen im Unterschied zur industriellen Massenproduktion nur bedingt rationalisierbar ist. Auf diese Weise erodierten die Grundlagen des in den 1950er und 1960er Jahren so erfolgreichen Politikmodells, das Wachstums- und Sozialstaatsdynamik eng aufeinander bezogen und die Ausweitung sozialstaatlicher Inklusion vor allem aus Rationalisierungsgewinnen im Produktionsbereich finanziert hatte. Gleichzeitig entstand durch den Wandel der Lebensstile und der demografischen Verhältnisse ein ganz neuer sozialpolitischer Handlungsbedarf, der zu spät gesehen wurde. (ICF2)

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