Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2012

Demokratie zu verkaufen

In: Demokratie?: eine Debatte, S. 96-115

Abstract

Die Vorstellung, Demokratie habe mit Wahlen oder dem Willen der Mehrheit zu tun, ist historisch sehr jung. Was man "repräsentative Demokratie" nennt, ist eigentlich eine Form der Oligarchie: die Vertretung durch eine Minderheit, deren Mitglieder zu Verwaltern oder Treuhändern ernannt werden, damit sie sich um gemeinschaftliche Angelegenheiten kümmern. Man muss zum einen einsehen, dass es Demokratie oder deren Inversion in der Realität nicht gibt, und zum anderen erkennen, wie wichtig und notwendig es ist, die ursprüngliche, umfassende Bedeutung des Begriffs zu bewahren. Wenn man Demokratie nur einseitig als Regierungsform versteht, hat man keine andere Wahl, als das Wort dem Feind zu überlassen, der es in Beschlag genommen hat. Doch gerade weil sie keine Regierungsform ist, weil sie keine Art von Verfassung oder Institution ist, wird die Demokratie als die Macht jedes und jeder einzelnen, sich mit gemeinschaftlichen Angelegenheiten zu befassen, zu einem Synonym für die Spezifität der Politik selbst. Sie mag existieren oder nicht, und sie mag in den unterschiedlichsten Ausprägungen wieder zur Geltung kommen - sie ist ein Moment, bestenfalls ein Projekt, und keine Form. Als Name für den Kampf gegen die fortwährende Privatisierung des öffentlichen Lebens muss die Demokratie neu erfunden werden. (ICF2)

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