Die "bittere Medizin" der Gesundheitsreform?: der künftige Patient im deutschen Gesundheitssystem
In: Vom klassischen Patienten zum Entrepreneur?: Gesundheitspolitik und Patienteninteresse im deutschen Gesundheitswesen, S. 125-129
Die Daten einer jüngsten Umfrageerhebung der Forschungsstelle "Zukunftsforum Gesundheitspolitik" (Zufog) an der Universität Passau zeigen, dass sich der Bürger als Patient zu wenig in der aktuellen Gesundheitsreform wieder findet. Bei der wissenschaftlichen Analyse der Ergebnisse ist erstens das Erfordernis einer höheren Selbstbestimmung und Eigenkompetenz der Patienten festzustellen. Da der Patient offenbar an Gestaltungskompetenz verliert, ist zweitens eine dauerhafte, laufende und frühzeitige Einbindung und Beteiligung der Patienten bzw. der Patientenvertretungen auf allen politischen Ebenen zu fordern. Drittens zeigt sich anhand näherer Untersuchungen über die Rolle und die Einflussmöglichkeiten des Patienten, dass eine "Kultur der Kooperation zwischen Patienten, Leistungserbringern und Kostenträgern" nicht ausreichend vorhanden ist. Es besteht viertens die Notwendigkeit einer direkten finanziellen Unterstützung von Patientenvertretungen und Selbsthilfe- bzw. Betroffenenorganisationen für die Leistungen, die sie im Gesundheitssystem erbringen und die sie in Anspruch nehmen. Die freie Wahl von medizinisch-therapeutischen Mitteln und Behandlungsstrategien für Patienten stellt fünftens weiterhin eine zentrale Problematik dar und es sollte ein Schutz von Patienten durch einen transparenten Leistungskatalog gegenüber der GKV garantiert werden. Insgesamt gilt es, die unterschiedlichen Patiententypen zu berücksichtigen, um Impulse zu einem besseren patientenorientierten und sachgerechten Akteurshandeln zu erhalten. (ICI2)