Datengetrieben und/oder evidenzbasiert?
In: Empirische Bildungsforschung, S. 147-161
17 Ergebnisse
Sortierung:
In: Empirische Bildungsforschung, S. 147-161
In: Empirische Bildungsforschung. Der kritische Blick und die Antwort auf die Kritiker., S. 147-161
Was vor etwa 15 Jahren im deutschen Sprachraum als Wende hin zu einer "empirisch orientierten Bildungspolitik" (Lange) begann und später auch als "datengestütztes Steuerungsmodell" oder "evaluationsbasierte Steuerung" firmiert, wird gegenwärtig unter die Überschrift "evidenzbasierte Bildungspolitik" gerückt. Entgegen dem hiermit vermittelten Eindruck, es handele sich bei diesen Begriffen um Synonyme, arbeitet der Beitrag Differenzen zwischen einer datengetriebenen Steuerung und einer evidenzbasierten Steuerung heraus. Während das Paradigma der Evidenzbasierung an eine Forschung über effektive Interventionen in Politik und Praxis und eine Infrastruktur für Evidenzsynthesen geknüpft ist, kommt eine datengetriebene Steuerung auch ohne ein solches Erklärungs- und Veränderungswissen aus. Am Beispiel des sog. "datengestützten Entwicklungskreislaufs" einer Schule werden die kybernetischen Mechanismen datengetriebener Steuerung erläutert. Wenn dieser Steuerungsansatz gegenwärtig als "evidenzbasierte Steuerung" ausgegeben wird, so stellt dies nicht nur eine eigenwillige Umdeutung des Paradigmas von "Evidenzbasierung" dar; es enthält auch eine veränderte Zuschreibung von Verantwortlichkeiten zwischen Bildungsforschung, Bildungspolitik und Bildungspraxis. (DIPF/Orig.).;;;What had begun in German speaking countries as a turn to an empirically oriented education policy 15 years ago - later also labelled as data-based or evaluation-based governance - is currently captioned as evidence-based education policy. In contrast to the impression these terms could be used synonymously, the paper exposes differences between data-driven and evidence-based education policies. While the paradigm of evidence-based policies is bound to research on effective interventions in policy and practice together with an infrastructure for the synthesis of the best available evidence, data-driven governance also works without evidence about what works. Taking the example of the so-called "data-based quality circle" of school development the cybernetic mechanisms of data-driven governance are explained. Renaming this approach in education policy as "evidence-based" we experience not only a peculiar reinterpretation of the paradigm of evidence-based policy; we can also notice a different ascription of responsibilities between research, policy and practice. (DIPF/Orig.).
(…) Weite Teile von Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung folgen gegenwärtig einer kulturell nahezu alternativlosen allgemeinen Evaluationslogik, deren Prämissen, Kontexte und Nebenfolgen weitgehend unhinterfragt bleiben. Wir haben es also nicht nur mit neuen, nämlich hypertechnokratischen Formen einer Politisierung von Wissenschaft zu tun, sondern mit einer gleichzeitigen Entpolitisierung von Wissenschaft, die die politischen Funktionszusammenhänge ihrer Evidenzproduktion nur unzureichend durchschaut. Im Folgenden sollen ohne Anspruch auf Vollständigkeit einige Symptome der gegenwärtigen Entpolitisierung der Erziehungswissenschaft und Bildungsforschung beleuchtet werden. Dabei beschränke ich mich auf solche Symptome, die sich im Kontext einer "datengetriebenen Steuerung" des Schulsystems beobachten lassen. (DIPF/Orig.)
BASE
In: Qualität im Bildungs- und Wissenschaftssystem., S. 47-65
Der Beitrag rekonstruiert die Genese eines ökonomisch inspirierten Qualitätsdenkens am Beispiel von drei ausgewählten Stationen: 1. die Übertragung eines tayloristischen Managementkonzepts auf Schulen im Kontext der Social Efficiency-Bewegung am Anfang des 20. Jahrhunderts; (2) die in den 1960er Jahren einsetzende Rezeption des Konzepts von Organisationsentwicklung und der "lernenden Organisation" als Strategie der Schulentwicklung; (3) die in Deutschland nach PISA mit der Neuen Steuerung vollzogene Ergänzung und Überformung des Konzepts dezentraler Schulentwicklung durch ein zentrales Qualitätsmanagement. In der Analyse werden drei Gemeinsamkeiten deutlich: Jedes Konzept eines ökonomisch inspirierten Qualitätsdenkens reagiert auf die Schwächen des jeweiligen Vorgängermodells; ein sich durchziehendes Problem aller Konzepte scheint das Verhältnis von Zielen und Mitteln in der Qualitätsentwicklung zu sein; jede Strategie der Entwicklung der Qualität von Bildung ist zugleich ein Modus der Veränderung der Qualität von Bildung. (DIPF/Orig.).;;;The paper examines three historical examples of the reception of quality management to the field of education: (1) scientific management at the beginning of the 20th century, (2) organizational development and its transfer to the school system beginning in the 1960s, (3) New Public Management with an outlook on what is called post-NPM. Three common characteristics are outlined: Every concept of quality management reacts to the weak points of its predecessor, it entails a specific understanding of education as the 'object' of management as well as a specific relation of means and ends in the field of education. (DIPF/Orig.).
Unter dem Banner von "Social Efficiency" verbanden sich Anfang des 20. Jahrhunderts Programmatiken einer neuen Erziehung mit Instrumentarien neuer Steuerung zu einer Reformbewegung mit weitreichenden Versprechungen im Hinblick auf mehr Effizienz und Chancengleichheit. Der Beitrag untersucht grundlegende Merkmale dieser Reformbewegung im pädagogischen Feld und benennt Parallelen zu Zielen, Instrumenten und Begründungsmustern outputorientierter Bildungsreformen der Gegenwart. Hierzu gehören ein funktional-pragmatisches Verständnis des Lernens, das Projekt der Verwissenschaftlichung der Pädagogik auf der Basis von Standards und vergleichender Leistungsmessung sowie die Orientierung an Effizienz als moralische Maxime. (DIPF/Orig.) ; At the beginning of the twentieth Century, under the banner of "social efficiency", agendas of a new education were linked with instruments of a new control system, thus resulting in a reform movement with far-reaching promises regarding greater efficiency and equal opportunities. The author examines fundamental characteristics of this reform movement in the pedagogical field and points out similarities to aims, instruments, and patterns of reasoning of output-oriented educational reforms of the present. Among these are a functional-pragmatic concept of learning, the project of the scientification of pedagogics on the basis of standards and comparative performance measurement, as well as the orientation by efficiency as a moral maxim. (DIPF/Orig.)
BASE
In: Erziehung & Wissenschaft: E & W ; Zeitschrift der Bildungsgewerkschaft GEW, Band 60, Heft 11
ISSN: 0342-0671
In: Berliner Debatte Initial: BDI, Band 18, Heft 6, S. 58-71
Der Autor setzt sich kritisch mit der Tatsache auseinander, dass die Erhöhung des Anteils öffentlich finanzierter Privatschulen ein Mittel zur Induzierung von Wettbewerb im Schulwesen darstellt. Er analysiert vor allem die intendierten und nicht-intendierten Folgen dieser und anderer Elemente der Wettbewerbssteuerung und erörtert angesichts ihrer eher dürftigen Erfolgsbilanz zwei kontroverse Erklärungsmodelle: Das eine Modell geht davon aus, dass die technischen Details des Reformdesigns von herausragender Bedeutung sind; das andere Modell problematisiert hingegen das Steuerungsmodell selbst, welches im Ergebnis zu einer Rekonfiguration des pädagogischen Feldes führen kann. Der Autor stellt ferner folgende Gründe zur Diskussion, die dem Übergang zur Wettbewerbssteuerung im Schulsystem dennoch eine hohe gesellschaftliche Funktionalität verleihen: Systemzwang von Output- zur Wettbewerbssteuerung, Gewinne von Flexibilität, Legitimation und Distinktion sowie Gewinn des privaten Kapitals. (ICI2)
In: Berliner Debatte Initial: sozial- und geisteswissenschaftliches Journal, Heft 6, S. 58-71
ISSN: 0863-4564
Der Autor untersucht "die veränderte Konstellation von Bildungsforschung und Bildungspolitik im Kontext Neuer Steuerung" am Beispiel der USA. Seine Wahl begründet er zum einen mit dem "Erfahrungsvorsprung" der USA, "weil dort bereits über einen längeren Zeitraum neue Steuerungsinstrumente im Bildungssystem erprobt werden. Auch hinsichtlich nicht-intendierter Nebenfolgen. scheint man einen Erfahrungsvorsprung zu haben, was wiederum die kritische Evaluation der Reformen. weiter vorangetrieben hat als andernorts. Das Beispiel USA ist darüber hinaus auch deshalb interessant, weil Einzelaspekte Neuer Steuerung, die hierzulande noch recht unverbunden nebeneinander stehen, dort durch Gesetzespakete der Bundesregierung systematisch miteinander verzahnt wurden [No Child Left Behind Act, Education Sciences Reform Act]". Der Autor nutzt die Beispiele nicht, "um ihre Übertragbarkeit auf die deutsche Situation zu suggerieren, sondern um einige Problemzonen im gegenwärtigen Verhältnis von Bildungsforschung und Bildungspolitik zu identifizieren, die eine über die untersuchten Fälle hinausgehende Bedeutung haben könnten". (DIPF/Orig./Un)
BASE
In: Deutschlands Eliten im Wandel, S. 345-361
Es wird die Frage aufgeworfen, ob im Rahmen der aktuellen Diskussionen zur Bildungsreform neue Randbedingungen für die Entwicklung und Bewertung von Exzellenz entstehen. Im Mittelpunkt steht der Zusammenhang von Bildungskarrieren und gesellschaftlichen Karrieren anhand nicht-intendierter Effekte. Das Paradox der Bildung, nämlich für alle zugänglich und zugleich selektiv zu sein, wird an zwei aktuellen bildungspolitischen Programmen durchgespielt: der standards-based reform, die auf die Definition von Bildungsstandards und externe Evaluation von Schulleistungen zielt, und den choice policies als Etablierung von Quasi-Märkten im Bildungsbereich durch freie Schulwahl und Wettbewerb. (GB)
In: Deutschlands Eliten im Wandel., S. 345-361
Es wird die Frage aufgeworfen, ob im Rahmen der aktuellen Diskussionen zur Bildungsreform neue Randbedingungen für die Entwicklung und Bewertung von Exzellenz entstehen. Im Mittelpunkt steht der Zusammenhang von Bildungskarrieren und gesellschaftlichen Karrieren anhand nicht-intendierter Effekte. Das Paradox der Bildung, nämlich für alle zugänglich und zugleich selektiv zu sein, wird an zwei aktuellen bildungspolitischen Programmen durchgespielt: der standards-based reform, die auf die Definition von Bildungsstandards und externe Evaluation von Schulleistungen zielt, und den choice policies als Etablierung von Quasi-Märkten im Bildungsbereich durch freie Schulwahl und Wettbewerb. (GB).
In: Bibliothek für Bildungsforschung 20
Das Konzept der Bildungsstandards wird in Deutschland zumeist mit der Umstellung auf "Neue Steuerung" im Zuge der politischen Konjunktur von "accountability" und "management by results" verknüpft und erscheint somit als eine Erfindung des späten 20. Jahrhunderts. Vergessen wird dabei, dass outputorientierte Steuerung im Bildungssystem eine lange Geschichte besitzt. Schon in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts und Anfang des 20. Jahrhunderts wurden im angelsächsischen Raum Versuche unternommen, gewisse Zielnormen in Gestalt von Leistungsstufen aufzustellen und deren Erreichen durch die Schüler regelmäßig zu evaluieren. [.] Der vorliegende Thementeil konzentriert sich auf Entwicklungen in den Vereinigten Staaten von Amerika. Mit der Einführung von Standards verbanden sich hier unterschiedliche und zum Teil widersprüchliche Erwartungen auf mehr Effizienz und Chancengleichheit im Bildungssystem. Für die Formierung der entsprechenden Diskurse besonders zentral war das sogenannte "Social Efficiency Movement" um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert in den USA, in der sich heterogene Strömungen des Progressivism versammelten. (DIPF/Orig.)
BASE
In: Die deutsche Schule: DDS ; Zeitschrift für Erziehungswissenschaft, Bildungspolitik und pädagogische Praxis, Band 96, Heft 3, S. 279-285
ISSN: 0012-0731
Im Reformdiskurs nach PISA sind Gutscheinsysteme wieder ins Gespräch gebracht worden. Ausgestattet mit Bildungsgutscheinen werden Schüler und Eltern zu Kunden, deren freie Schulwahl Wettbewerb unter den Anbietern entstehen lassen soll. Modelltheoretisch hat dieses Instrument zahlreiche Vorzüge, die tatsächlichen Effekte aber bleiben nach Auffassung der Autoren weit hinter den Erwartungen zurück, wie das Beispiel Schweden zeigt. (DIPF/Orig./Ba.)