Book chapter(print)2008

Kreuz und Kopftuch: Religionskontroversen in der säkularen Ordnung der Freiheit und Gleichheit

In: Religionskontroversen in Frankreich und Deutschland, p. 271-313

Abstract

Die Verfasserin argumentiert, dass die aktuellen Religionskontroversen neue Anwendungsfragen der normativen Leitprinzipien moderner politischer Ordnung, insbesondere von Freiheit und Gleichheit, aufwerfen. Wiewohl die von religiösen Minderheiten in ihrer Identitätspolitik artikulierten offensiven Anerkennungsforderungen eine andere Logik aufweisen als die eher defensiven Forderungen religiöser oder säkularer Mehrheiten, tragen beide zum Wandel der historisch entstandenen religionspolitischen Arrangements bei. Insbesondere das Prinzip der religiösen Neutralität des Staates - in Deutschland als Säkularität, in Frankreich als Laizität gedeutet - wird dabei neu verhandelt. Die Analyse der deutschen Kruzifixkontroverse sowie der Kopftuchdebatten in beiden Ländern dechiffriert nicht nur die komplexen rechtlichen Abwägungsfragen positiver und negativer Religionsfreiheit, sondern beleuchtet auch die Destabilisierung sozialer Kategorisierungen des Religiösen. So können das muslimische Kopftuch und das christliche Kruzifix je nach Argumentationskontext als religiöses Symbol, als ethnisch-kultureller Identitätsmarker gedeutet werden. Religiöse Aufladung und Kulturalisierung sind dabei, so die These, nur zwei von verschiedensten Strategien der Aneignung einst institutionell stabilisierter Deutungsmuster des religiösen Symbolbestands. Religiöse Pluralisierung unter postnationalen Bedingungen führt insofern zu neuen Unsicherheiten nicht nur der sozialen, sondern auch der symbolischen Grenzziehung zwischen religiöser und politischer Sphäre. (ICF2)

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