Hat Frieden Zukunft?
In: Friedenspolitik und Friedensforschung: die Friedensnobelpreisträger aus Deutschland, S. 69-78
Abstract
Der Verfasser zeigt, dass zivilisierte Konfliktaustragung in dynamischen sozialen Verhältnissen nur als das historische Ergebnis vieler konkreter Konflikte, die sich im europäischen Kontext in einer gewissen Stufenfolge abspielten, begreifbar ist. Entstanden ist ein Konstrukt der Konfliktbearbeitung (zivilisatorisches Hexagon), das verfassungsmäßige, institutionelle und materielle Dimensionen hat, aber auch von spezifischen Mentalitäten geprägt ist und insgesamt ein zivilisatorisches Kunstprodukt darstellt. Es wird argumentiert, dass die Sachverhalte, die in emanzipierten Massengesellschaften Fundamentalpolitisierung kennzeichnen, wie beispielsweise der Absolutheitsanspruch, die Fixierung auf das Partikularinteresse, die Betonung besonderer Identität, der Besitzindividualismus, lobbyistische Antriebe usf. naheliegend, gewissermaßen "natürlich" sind, während demgegenüber Toleranz, Sensibilität für Spielregeln, Mäßigung, Gewaltenteilung, Kompromissbereitschaft, der Sinn für mehr als das eigene Interesse eher "künstlich", also das Ergebnis von mühsamen kollektiven Lernprozessen sind. (ICF2)
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