Autorität: Grenzgang ohne Ende ; eine Ortsbestimmung
In: Autorität heute: neue Formen, andere Akteure?, S. 12-21
Abstract
Autorität ist immer eine Gemeinschaftsleistung. Zwischen Autoritätsinstanz und Autoritätsbetroffenen besteht eine Art unausgesprochener Vertrag. Sein Kern ist der Tausch von guter Führung gegen Gefolgschaft. Keine Gemeinschaft kommt völlig ohne diesen Autoritätsvertrag aus. Es muss jemanden geben, der auf die Einhaltung der Regeln achtet, der die Interessen aller jenseits der Privatinteressen zum Thema macht, der etwas für das Gemeinwohl tut, der für Gerechtigkeit sorgt und die Schwachen schützt. Die universelle Idee der Autorität ist mit der Unterscheidung von guter und schlechter Autoritätsausübung gekoppelt. Es stehen Erwartungen im Raum, die erfüllt oder enttäuscht werden können. Autorität braucht schließlich Machtmittel, um sich gegen Widerstand durchzusetzen. Der Gebrauch dieser Macht gehört zwingend zum Handwerk der Autorität dazu. Ohne Macht kann sie ihrer Aufgabe nicht gerecht werden. Aber Macht ist verführerisch. Die Gesellschaft braucht Autorität, ist aber gleichzeitig durch Autorität bedroht - diese Ambivalenz lässt sich nicht endgültig beseitigen, und deshalb sind Autoritätsbeziehungen immer ein Grenzgang ohne Ende, eine Wanderung zwischen Normalfall und Risikofall, auch hier und heute. (ICF2)
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