Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2012

Die politische Ökonomie des inneren Demokratischen Friedens in Argentinien und Ecuador

In: Der demokratische Unfrieden: über das spannungsreiche Verhältnis zwischen Demokratie und innerer Gewalt, S. 113-148

Abstract

"Außerhalb jenes Teils der Welt, den wir je nach Perspektive entwickelt, industrialisiert, 'Triade', 'Norden' oder 'Westen' zu nennen pflegen, bietet Lateinamerika zweifelsfrei das reichhaltigste Anschauungsmaterial für eine empirische Analyse des inneren Demokratischen Friedens. Im Unterschied zu Afrika und Asien sind fast alle lateinamerikanischen Staaten demokratisch verfasst - mindestens in einem formal-prozeduralen Sinn. Zugleich ist der innere Frieden nach Beendigung der Bürgerkriege in Zentralamerika und Ablösung der Militärregime quer über den Subkontinent als Normalzustand etabliert - dies wiederum gemäß eines engen, auf die Abwesenheit systematischer physischer Gewalt abstellenden Friedensbegriffs. Kurz: Zieht man die üblichen Indikatoren zurate, auf die sich die quantitative Forschung zum Civil Democratic Peace stützt, dann bestätigt die überwiegende Mehrzahl der Länder Lateinamerikas den positiven Zusammenhang von Demokratie und innerem Frieden. Die Demokratien der Region erweisen sich weder als besonders effektive Problemlöser, die qua Leistung (Konfliktlinderung) den Frieden sichern; noch wird den demokratischen Institutionen die nötige Stärke und Qualität bescheinigt, mit der sie plausiblerweise den Frieden per Verfahren (Konflikttransformation) sichern könnten. Wie aber kann der innere Frieden lateinamerikanischer Demokratien erklärt werden, wenn die Kausalmechanismen, die dem Civil Democratic Peace zugrunde liegen sollen, dafür prima facie kaum in Anschlag gebracht werden können? Dieser Frage widmet sich der vorliegende Beitrag am Beispiel Argentiniens und Ecuadors. Er präsentiert die Ergebnisse eines Forschungsprojekts, das realexistierende Konstellationen der Kombination aus Demokratie und innerem Frieden am Fall konkreter Krisenepisoden untersuchte, um den Kausalmechanismen hinter diesen Formationen auf die Spur zu kommen. Mit Argentinien und Ecuador werden zwei politische Regime analysiert, die nach einem formalprozeduralen Verständnis als demokratisch zu qualifizieren, ausweislich der Regionalforschung allerdings kaum als kohärent und umfassend liberal-demokratisch einzuschätzen sind (Wolff 2008: 82-92). Dies ist aber, wie die empirische Demokratieforschung zeigt (vgl. im Überblick Wolff 2009b: 252f), global eher die Regel als die Ausnahme - und insofern für ein Verständnis des Realweltphänomens Civil Democratic Peace von unmittelbarer Bedeutung." (Textauszug)

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