Sammelwerksbeitrag(gedruckt)2007

Sonderfall im rheinischen Kapitalismus oder Sonderweg im liberalen Wohlfahrtskapitalismus?: zur Spezifität des Sozialstaats Schweiz

In: Sonderfall Schweiz, S. 153-171

Abstract

Um die Eigenart des Sozialstaats Schweiz herauszuarbeiten, nimmt der Verfasser zwei Diagnosen zum Ausgangspunkt, welche die Schweiz je unterschiedlich verorten. Der französische Ökonom Michel Albert beschreibt zwei Typen von Kapitalismus, den rheinischen Kapitalismus sowie den neoamerikanischen Kapitalismus und rechnet die Schweiz dem rheinischen Modell zu. Esping-Andersen dagegen unterscheidet anhand der beiden Dimensionen Dekommodifizierung und Destratifizierung drei Typen von Wohlfahrtsregimen, nämlich den liberalen Typus, den rheinischen Kapitalismus konservativer Prägung und den sozialdemokratischen Typ. Im Gegensatz zu Albert ordnet er die Schweiz dem liberalen Typus zu. Da sich Esping-Andersen auf Daten aus dem Jahre 1980 bezieht und Albert auf Daten jüngeren Datums, geht der Autor der Frage nach, ob die unterschiedliche Zurechnung auf eine zwischenzeitliche Veränderung des Sozialstaats Schweiz zurückgeführt werden kann. Er argumentiert, dass die Schweiz sowohl einen Sonderfall im rheinischen Kapitalismus bildete als auch einen Sonderweg in der Welt des liberalen Wohlfahrtskapitalismus beschritt. Nach einer Erörterung von Argumenten, die für die liberale bzw. rheinische Klassifikation des Landes sprechen, zieht er eine Reihe von Indikatoren für die wohlfahrtsstaatliche Entwicklung heran und führt zwei Clusteranalysen mit Daten für die frühen 1980er Jahre und aktuellen Werten durch. Er kommt zu dem Schluss, dass die Schweiz damals im europäischen Cluster tatsächlich ein (liberaler) Sonderfall war, dass sie seither in der Welt des liberalen Wohlfahrtskapitalismus aber einen Sonderweg hin zum rheinischen Modell beschritten hat und heute in Kontinentaleuropa keine Sonderstellung mehr einnimmt. (ICG2)

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